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Freitag, 14. November 2025

Die Wohnung über dem Laden


Der Anruf kam kurz vor neun, an einem Dienstagabend. Die Stimme am anderen Ende klang leise, vorsichtig – wie jemand, der nicht weiss, ob er überreagiert oder endlich ernst genommen wird.
„Herr Anton? Wir wohnen über der alten Bäckerei an der Hauptstrasse. Da ist … jemand. Glauben wir zumindest. Es ist nur – manchmal hört man Schritte. Und jemand berührt die Tür.“

Anton notierte sich die Adresse, hörte den Unterton aus Scham und Angst. Er kannte diesen Klang. Menschen, die sich fast entschuldigen, weil sie sich unwohl fühlen.
„Ich komme vorbei,“ sagte er ruhig. „Bleiben Sie einfach drinnen.“

Als er zwanzig Minuten später vor dem Laden parkte, war die Strasse leer. Nur das alte Bäckereischild schwang leise im Wind. Oben im ersten Stock brannte ein warmes Licht hinter Gardinen, die ein wenig zugezogen waren – so, als wollten sie sich selbst verstecken.

Das Ehepaar öffnete ihm, beide im Schlafanzug, die Gesichter angespannt, aber dankbar.
„Es ist uns peinlich,“ begann der Mann sofort. „Aber es klopft. Seit drei Nächten. Immer gegen Mitternacht. Nur kurz, als würde jemand prüfen, ob wir noch da sind.“

Anton nickte, trat ein, sah sich um. Alte Holzdielen, eine schmale Treppe zum Dachboden, daneben die Wohnungstür, die zum Treppenhaus führte.
Er kniete sich hin, prüfte das Schloss, den Rahmen, die Türklinke. Keine Einbruchspuren, kein Spiel im Zylinder. Aber etwas anderes fiel ihm auf – feine Kratzer an der unteren Ecke, frisch, metallisch hell.

„Sie sagen, es war gegen Mitternacht?“
„Immer um dieselbe Zeit,“ flüsterte die Frau. „Und manchmal hören wir Schritte, ganz leicht. Dann … Stille.“

Anton stellte sich an die Tür, lauschte. Nur das Ticken einer alten Küchenuhr, das entfernte Rauschen des Verkehrs.
Er drehte sich zu ihnen um. „Darf ich heute Nacht bleiben? Nur zur Sicherheit.“
Das Ehepaar nickte.

Gegen Mitternacht sass Anton still auf einem Stuhl im Flur, die Lichter aus, nur das matte Schimmern der Strassenlaterne durch den Vorhang. Sein Atem war ruhig, sein Gehör wach.

Dann, kurz nach zwölf, war da etwas.
Ein ganz leises, rhythmisches Geräusch. Kein Klopfen – eher ein Kratzen. Drei kurze Bewegungen, dann nichts mehr.
Er stand auf, trat zur Tür, öffnete sie vorsichtig. Der Hausflur lag leer da, die Luft kühl.

Seine Taschenlampe glitt über den Boden – und blieb an etwas hängen: winzige Holzsplitter, Staub, eine Spur. Sie führte die Stufen hinunter, bis zum Eingang des Ladens.
Dort, in der Dunkelheit hinter dem Glas, sah er den Umriss eines Metallhakens, an der Innenseite der alten Ladenjalousie. Lose.
Wenn der Wind durchzog, schlug er leicht gegen die Tür.

Anton blieb einen Moment stehen, liess die Erkenntnis sacken.
Dann schloss er leise alles wieder, ging nach oben und setzte sich zurück in den Stuhl.

„War jemand da?“ fragte die Frau, als sie ihn sah.
Er lächelte. „Nur der Wind. Und ein Haken, der vergessen hat, dass seine Zeit vorbei ist.“

Sie lächelte erleichtert, aber Anton sah, wie lange die Anspannung brauchte, um ihre Schultern zu verlassen.

Als er später die Treppe hinunterging, blieb er einen Moment an der Tür stehen. Seine Finger glitten über das Holz, über die Kratzer.
Es war nie nur Technik, dachte er. Es war das, was Menschen mit der Stille machen, wenn sie Angst haben.

Draussen, in der Kälte der Nacht, zündete er sich eine Zigarette an.
Über ihm erlosch das Licht in der Wohnung. Und für einen Moment war alles friedlich.
Doch Anton wusste – morgen ruft jemand anderes an.
Und wieder wird eine Tür berührt, die mehr schützt als nur ein Zuhause.


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